Ecumenical Service Sermon, 23 January 2022

by Luke Wittwer from The Salvation Army.

Predigt Sonntag 23. Januar 2022 – Oek. Gottesdienst Münster Bern

"Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten"

"Ein Stern geht auf" – gängige Redewendung, wenn es darum geht, dass in Sport, Politik, Wirtschaft eine verheissungsvolle Karriere beginnt. Aber hier kaum so gemeint. Denn all diese "Sterne" gehen irgendwann auch wieder unter.

Andere Möglichkeit, dem Volksglauben über Jahrhunderte entsprechend: Jeder Mensch habe einen Stern am Himmel, der bei Geburt aufgehe und beim Ableben erlösche.

Die "Könige" aus dem Morgenland, bezeichnet als Weise, Sterndeuter, Magier waren Astronomen und fast zwangsläufig Astrologen des Altertums. Sie galten als Weise, wurden oft als Berater beigezogen. Sie übten sich im Beobachten und Denken.

Haben diese "Magoi" wohl in die Zukunft geschaut? Die Geburtszeit von Jesus wird, wie in der Lesung aus Jesaja 9 (1) beschrieben:
"Das Volk, das in der Finsternis lebt, sieht ein grosses Licht. Hell strahlt es auf über denen, die ohne Hoffnung sind."

Eine Beschreibung, die auch auf unsere Zeit trifft. Säbelrasseln überall, Konflikte, Unsicherheit, Umbruch.

In diese dunkle Welt, auch in die meine, von Dunkelheiten geprägte Welt, sendet Gott-Schöpfer, der "Vater des Lichts", sein Licht, seinen Sohn, sich selbst. Um Licht in unser Dunkel zu bringen, auch in mein Dunkel. Damit "jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht" (Johannes 3,16)

Ich meine, wir können von diesen "Magoi" lernen:

Beobachten und Denken, sich aufmachen, eine Reise ins Unbekannte antreten, nachforschen, hartnäckig sein. – Und finden!

Aber: Das Ziel muss sich lohnen!

"... und sind gekommen, ihn anzubeten"

Anbeten oder huldigen oder bildhaft: Sich niederwerfen, bis die Stirne die Erde berührt!

Da rührt sich natürlicher Widerstand in mir: Als Schweizer, als Demokrat... wir dulden keine Könige über uns. :-) Anderseits:

Wenn Gottes Gegenwart meine Lebenswelt trifft – ist das nicht Grund genug, ihn auch in dieser Weise anzubeten?

Als Schöpfer, der sich mir zuwendet, als Erlöser, als Heiland meiner Seele.

Es geht nicht darum, den Stern anzubeten, sondern die Person, die da angezeigt wird: Jesus Christus! Schaffe ich diese Unterscheidung nicht, bleibt auch dieser Stern nur einer von vielen Lichtpunkten am Himmel.

Möge also meine und unsere Antwort auf dieses Ereignis (Gott wird Mensch) sein, wie die der ausländischen, aber weisen, beobachtenden und denkenden Personen:

Ich bin gekommen, um ihn (Jesus Christus) anzubeten! – Und dann geht einem buchstäblich ein Licht auf!

Wenn wir in der Einheitswoche der Christen stehen, ist das sicher eine persönliche Frage, wie wir auf Christus eingehen, welches unsere persönliche Antwort ist.

Dann aber auch als Kirchen der Stadt Bern. Unser Zeichen von Gemeinsamkeit ist bedeutsam! Zum Abschluss ein Text von Johannes Hansen:

Im hellen Dunkel dieser Stadt, wie in tausend Städten anderswo...
stöhnen Menschen, weinen Menschen, gebären Menschen Menschen
fluchen Menschen, gieren Menschen, ängsten Menschen Menschen
hoffen Menschen, sterben Menschen hinter verschlossenen Türen
eingesperrt in die Zelle der Haut
jeder spürt tausend Feinde um sich wie einst in Babel beim Ziegelbrennen
für Türme und Paläste der Herrschenden.

Im hellen Dunkel dieser Stadt, wie in tausend Städten anderswo...
beten Menschen, singen Menschen, helfen Menschen Menschen
predigen Menschen, lieben Menschen, trösten Menschen Menschen
erwachen Menschen, gehen Menschen durch Gottes offene Türen
in vorher unbekannte Freiheit
umgeben von tausend Brüdern wie einst in Jerusalem beim Passah
Gott ist bei ihnen in der Stadt
Sie loben ihn im hellen Dunkel dieser Stadt.